Bitte nicht zu laut. Oder: Conscience-Washing hinter verschlossenen Türen!

«Unter Reputationsmanagement versteht man die Beeinflussung und Kontrolle oder Verschleierung des Rufs einer Person oder Gruppe.»
[mikimaur] Als wir die Initiative #StopFundingHateNow ins Leben riefen, wollten wir damit u.a. die Schwächen des Online-Marketing-Ökosystems und die von programmatischer Werbung aufzeigen und damit Lücken aufdecken, die das blinde Vertrauen in Technologie-Konzernen und ihren Ablegern hinterlassen.

In letzter Zeit häufen sich auch Kommentare und Anfragen von Unternehmen, deren Werbung wir auf dubiosen* Plattformen entdecken, wir möchten doch unsere Erkenntnisse bilateral austauschen und sogar die Seiten auflisten, die wir regelmässig durchforsten. Ich muss auch nicht erwähnen, dass unsere Initiative viele Kritiker aufgescheucht hat. Einige melden sich persönlich zu Wort, andere wiederum spammen uns mit infantilen Methoden zu. Meistens ist der Dialog offen und respektvoll, aber sehr oft wird der von anonymer Seite kommende Wortlaut obszön und widerlich.

Meine Fragen dazu:
  1. Wieso sollen wir unter Ausschluss der Öffentlichkeit die u.E. für Konsumenten wichtigen Erkenntnisse mit Unternehmen austauschen, die nachweislich mit ihren Investitionen bewusst oder unbewusst Organisationen, die Rassismus, Sexismus, Homophobie, Desinformation, anti-demokratisches Verhalten oder Extremismus verbreiten und fördern, finanzieren?
  2. Handelt es sich um plumpes Reputationsmanagement?
  3. Sorgen sich diese Werbeauftraggeber um ihren Ruf?
  4. Wollen sie verhindern, im Zusammenhang mit oben genannten Werten von Hass und Unterdrückung gebracht zu werden?
Die Bitte, wir möchten unsere «Sichtungen» regelmässig, aber gefälligst bilateral, austauschen, mag vorab legitim klingen, jedoch stellt sich die Frage, wieso es uns überhaupt braucht, wenn das Media-Controlling eines Unternehmens einwandfrei funktioniert?

Etwas gewagt finden wir auch die Forderung, wir müssten unsere Insights kostenfrei zur Verfügung stellen, inkl. der Liste der Seiten, damit das Marketing daraus eine Block-Liste verfassen kann.

Können wir das als offiziellen Auftrag verstehen und damit unsere Arbeit in Rechnung stellen? Ach, das dann doch nicht, wie wir sehr oft hören.

Um Missverständnissen entgegenzuwirken:
#StopFundingHateNow ist eine Non-Profit Initiative. Unsere «No-Go»-Liste steht nicht zum Verkauf, auch nicht auszugsweise. Unsere Experten kann man aber für massgeschneiderte Work-Shops, Audits und Analysen buchen.
Wie? Einfach via Web-Formular eine Anfrage platzieren und wir melden uns innerhalb von 24 Stunden bei Ihnen.

PS: Unsere Liste erfasst ca. 180'000 Seiten, von denen die meisten wieder offline sind. So schnell wird man als Fraudster reich. Ein Teil davon ist aber weiterhin aktiv und generiert laut unseren Messungen bis zu 60 Mio. Visits pro Monat aus dem deutschsprachigen Raum.
Wer diese Seiten kennt, weiss, dass ein einziger Visit unzählige Ad-Impressions generiert, weil
  1. auf einer Inhaltsseite bis zu 10 (!) Ad-Slots zu finden sind, und
  2. bei scroll oder mouse-movement die Ad-Frames einen automatischen Refresh erfahren, meist aber nach mind. 7-10 Sekunden.
was also dazu führen kann, dass bei einem «Artikel» mit einer Lesedauer von 2 Minuten die Ad-Frames 12x geladen werden. 12x10 Ad-Slots = 120 Ad-Impressions pro Artikel. Wenn angenommen 1 Visit = 2 Artikel, dann 100 Mio Artikel Visits pro Monat = 12 Mia Ad-Impressions pro Monat. Da bekanntlich die meisten Views von Bots generiert werden, können wir davon ausgehen, dass sogar mehr als 12 Mia Ad-Impressions pro Monat generiert werden.

*Ob eine Seite es auf unsere Liste «schafft», hängt von folgenden Kriterien ab:
  • Extremismus (links oder rechts)
  • Diskriminierung (sex. Orientierung, Herkunft, Geschlecht, Religion etc.)
  • Pseudo-Wissenschaften
  • Verschwörungstheorien
  • Fake-News und Desinformation
  • Zugehörigkeit einer Organisation, die o.g. Punkte unterstützt/befürwortet
  • etc.